Die Kleincomburg mit ihrer Kirche St. Ägidius

Ältestes Bildnis von Christus in der Weinkelter

Die Kirche St. Ägidien (auch St. Ilgen genannt) wurde 1108 von Graf Heinrich von Komburg-Rothenburg gestiftet, einem Bruder des Gründers von Kloster Komburg. Das Alter des bestehenden Kirchengebäudes zeugt noch von diesem Gründungsjahr. Manche Quellen sprechen auch von einem Frauenkloster "magistra dominae" auf der Anlage Kleinkomburg. Gesicherte Hinweise darauf finden sich aber nicht. In Größe und architektonischem Entwurf nimmt die Kirche sich die Aureliuskirche in Hirsau zum Vorbild. Der Grundriss der Kirche mit Langhaus, Querhaus, Chor und Apsis basiert auf dem Vierungsquadrat als Maßeinheit.

Von der ursprünglichen Anlage hat sich die Kirche St. Ägidius erhalten, eine romanische Basilika mit kreuzförmigem Grundriss aus der Bauzeit um 1120. In der Kuppel der Apsis und im Chorgewölbe befinden sich Wandgemälde, die 1878/79 auf Grundlage alter Spuren wiederhergestellt wurden. St. Ägidius ist die einzige weitgehend unverfälscht erhaltene romanische Kirche in der Region. Die Deckengemälde mit Christus als Treter in einer Weinkelter, aus dem frühen 12. Jahrhundert, gelten als älteste bildliche Darstellung dieses Themas und sind damit eine absolute Rarität in Europa.

Das wohl von Johann Heinrich Schönfeld (1609-1684) geschaffene Hochaltarblatt überstand als einziges barockes Kunstwerk die Romanisierung der Kirche 1877. Eine große Stiftung des Chorherren Ignaz von Pfürdt ermöglicht den Kapuzinern 1711 - 1713 einen Klosterneubau auf der Nordseite der Kirche. Als Architekt wirkt Josef Greissing, auch der Erbauer der Stiftskirche Comburg. Von 1849 bis 1872 diente das Kloster als Mutterhaus des Franziskanerinnen-Ordens, der heute im Kloster Reute in Oberschwaben angesiedelt ist.

Im Jahr 1877 kauft der Staat die Gebäude. Fast 100 Jahre, nämlich bis 2015 wurden der Hof und die Nebengebäude der Kirche als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall genutzt. Auch eine Zuchtstation des Limpurger Rindes befand sich bis 2013 in den nebenliegenden Wirtschaftsgebäuden. Seit April 2016 ist hier ein landwirtschaftlicher Biobetrieb mit eigenem Hofladen angesiedelt. Unser Tipp: Mit etwas Glück bekommt man freitags zu den Ladenöffnungszeiten einen Kaffee und hausgebackenen Kuchen.

Öffnungszeiten: Das Innere der Kirche St. Ägidius kann zur Zeit nicht besichtigt werden. Die Aussenanlagen mit Garten um die Kapelle und der Hofladen (immer freitags geöffnet) sind jedoch frei zugänglich. Oberhalb der Kapelle gibt es einen historischen Bildstock und ein Labyrinth zu besichtigen.

St. Ägidius ist ein herrliches Bauwerk der Romanik in schöner Lage auf dem Hügel, direkt gegenüber der Großcomburg, von hier zu Fuß etwa 10 Minuten entfernt. Ein kurzweiliger Spaziergang durch den Stadtpark "Ackeranlagen" führt innerhalb von etwa 35 Minuten zurück zum Stadtzentrum (2 km).

Kontakt
Kloster Kleincomburg
Kleincomburger Weg 42
74523 Schwäbisch Hall