Johanneskirche Crailsheim
Der Kirchenbau ist ohne Zweifel das kunsthistorisch bedeutendste Gebäude der Crailsheimer Innenstadt. Glücklicherweise blieb es bei der fast vollständigen Zerstörung der Stadt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs erhalten.
Der heutige Bau der Johanneskirche stammt aus den Jahren 1398 - 1440. Er steht auf historischem Gelände, denn bereits im 7. Jahrhundert befand sich hier ein fränkischer Reihengräberfriedhof. Zwei steinerne Vorgängerbauten (um 1000 und um 1250) sind durch Grabungen nachgewiesen. Architektonisch orientiert sich der Kirchenbau an dem Vorbild spätgotischer Bettelsordenkirchen.
Wichtigstes Kunstwerk des Gotteshauses ist der große Passionsaltar im Chor (1490er Jahre). Von ehemals 13 Altären aus vorreformatiorischer Zeit blieb er also einziger vor Ort erhalten. Von besonderer Qualität sind die Tafelbilder des Altars, die auf der Vorderseite Szenen der Leidensgeschichte Jesu zeigen, auf der Rückseite Stationen aus dem Leben Johannes des Täufers. Geschaffen wurden sie in der berühmten Werkstatt des Nürnberger Kunstunternehmers Michael Wolgemut, in der auch Albrecht Dürer seine Ausbildung bekam.
Auf der linken Seite wird der Chor flankiert von dem 12 m hohen Sakramentshaus des Crailsheimer Steinmetzen Andreas Embhardt (1498/99). Dieser war 1497 auch für den ersten Steinbau der Jagstbrücke in Crailsheim verantwortlich.
Im Chor wie auf den Innenwänden des Langhauses weisen zahlreiche steinerne Grabdenkmäler darauf hin, dass der Kirchenraum insbesondere adeligen Familien der Umgebung als Grablege diente. Auf der Westempore von 1498, auf deren Unterseite die Wappen der an der Finanzierung des Kirchenbaus beteiligten Adelsfamilien zu sehen sind, thront der schöne barocke Prospekt der Orgel von 1709. Sie war eine Stiftung des Dekans Theodosius Seld, der 1680/81 in Crailsheim auch eine Teufelsaustreibung durchführte.
Von der ehemaligen mittelalterlichen Wandbemalung sind noch zwei bemerkenswerte Reste erhalten: zum einen die Darstellung des Martyriums des hl. Sebastian (unten Innenwand links), zum anderen die eindrucksvolle Malerei des "Crailsheimer Totentanzes" (auf der Nordempore über dem Eingangsportal).