Gemeinsam über Stock und Stein

Wanderung

Wenn nicht hier, wo dann? Die idyllische Landschaft Hohenlohes lädt zum Wandern ein – so sagt man. Davon wollten wir uns auch ein Bild machen. Ein Selbstversuch…

Es ist Samstagmittag, 12.30 Uhr in Bibersfeld, ein Teilort von Schwäbisch Hall. Die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken. Eine leichte spätsommerliche Brise weht durch das Örtchen. Ideales Wanderwetter, denken meine Freundin Anja und ich und schnüren unsere Wanderschuhe. Der Rucksack wartet voll bepackt auf seinen Einsatz. „Vergiss nicht, etwas zu Trinken mitzunehmen“, erinnert mich Anja. Und schon geht’s los. Unser Ziel: der Einkorn nahe Schwäbisch Hall. Aber nicht auf dem direkten Weg. Nein, vorher soll es noch zum Kochersteg, dem technischen Denkmal bei Wilhelmsglück, gehen. Die ersten Schritte führen uns hinaus aus der Ortschaft. Der Weg geht Richtung Rosengarten. Mit lautem Getöse arbeitet der Maishäcksler auf dem Feld zu unserer Linken. Der Geruch von Mais steigt in die Nase. „Hatschi“, geht es in einer Tour. Dennoch sind wir fasziniert, bleiben stehen und beäugen den grünen Koloss: „Unfassbar, wie schnell und präzise die Maschine arbeitet. Früher mussten die Leute das noch von Hand machen. Das hat sicher Wochen gedauert“, mutmaßen Anja und ich.

Die ersten wenigen Kilometer sind geschafft. Wir passieren das Ortschild von Rosengarten-Rieden. Entlang den Wohnhäusern durch die Dorfmitte laufen wir bis zur Marienkirche. Die wollen wir uns auf unserer Tour nicht entgehen lassen. Die Neidköpfe am Kirchenportal scheinen düster auf uns herabzublicken. „Seid ihr auch auf dem Jakobsweg unterwegs?“, fragt uns ein Mann, den wir zunächst gar nicht gesehen hatten. Mit breitem Lächeln kommt er auf uns zu. Einen Wanderstock in der Hand, einen Rucksack auf dem Rücken und einen Hut auf dem Kopf – bei ihm sehen wir: Hier ist ein Profi unterwegs. Nach einem kurzen Plausch ziehen wir weiter. Der Pilgersmann bleibt. Er möchte das Kirchlein noch etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Einmal bis ans andere Ende der Gemeinde und schon stehen wir wieder im Grünen. Ein idyllischer Feldweg führt uns direkt an den abgemähten Äckern vorbei. Ein Graureiher watet gemütlich am Wegesrand. Wohl auf der Suche nach etwas Essbarem. Als wir uns nähern spannt er seine großen, grauen Flügel, hebt in die Lüfte ab und fliegt davon. Wir kommen in Rosengarten-Uttenhofen an. An der Hauptstraße ist unser erstes Etappenziel schon ausgeschildert. Das braune Schild weist uns den Weg in Richtung Wilhelmsglück. Vorbei an schmucken Schrebergärten geht es ins Tal hinunter. Aus der Ferne hören wir ein Pferd wiehern. „Anja, da müssen wir hin“, fordere ich meine Freundin auf. Gesagt, getan. Wir machen einen kleinen Abstecher über eine Obstwiese. „Lass uns doch den Pferdchen einen Apfel mitnehmen“, schlägt Anja vor und pflückt einen vom Baum. „Ob die wohl schon reif sind?“, frage ich mich und beiße noch voller Vorfreude in die Frucht. Mich schüttelt es – knallhart und sauer sind sie. Ende August ist in Hohenlohe eben doch noch keine Apfelzeit – das hätte ich wissen können. Den Pferden schmeckt es dennoch. „Lydia, schau mal. Da ist auch ein Zwetschgenbaum“, ruft Anja mir zu. Violett und prall hängen sie an den Bäumen. Da können wir nicht widerstehen und pflücken welche. Wie gewohnt öffne ich meine Zwetschge – auf der Suche nach einem potenziellen Bewohner. „Ihh“, sage ich und drehe mich zu Anja um. „Meine Frucht ist voller Würmer.“ Erschrocken sehe ich gerade noch, wie sie genüsslich in ihre Zwetschge beißt – ohne sie zuvor zu öffnen. „Hast du heute Lust auf eine Fleischbeilage?“, frage ich sie lachend. Verdutzt guckt sie mich an. „Warum, ist doch alles prima“, sagt sie mit vollem Mund und schaut prüfend in ihre Zwetschge. Glück gehabt. Bochumer Stadtkinder haben einfach keine Ahnung.

Wieder zurück auf dem Feldweg schlappen wir weiter in Richtung Denkmal. Bergab tapern wir Seite an Seite. Immer wieder schweifen unsere Blicke auf den Einkorn, der vor uns liegt. Auf die Pause dort oben freuen wir uns schon. Aber jetzt haben wir erst einmal das Etappenziel erreicht: Vor uns liegt der Kochersteg. Anja stürmt drauf los. Unsere Spürnase muss wieder die erste auf der historischen Brücke sein. Plötzlich bleibt Anja wie angewurzelt stehen und greift nach dem Geländer. „Heidebimbam, das wackelt ja wie ein Kuhschwanz“, versucht sie sich im Hohenlohischen. Eine kurze Pause auf den Stufen zum Steg, einen Schluck aus der Wasserflasche und natürlich ein Selfie – das muss schon drin sein.

Und weiter geht’s. Keine Müdigkeit vortäuschen, sprechen wir uns selbst Mut zu. Denn die erste Steigung steht an – und zugegeben, die fittesten sind wir nicht gerade. Immer schwerer werden unsere Beine, immer kürzer die Schritte, der Schweiß tritt auf die Stirn. Die Gespräche ebben ab – so ruhig kennt man uns für gewöhnlich nicht. „Glück gehabt, dass es heute nicht ganz so heiß ist“, stellen wir beide fest. Oben angekommen heißt es für uns: durch Michelbach an der Bilz hindurch, am Schloss vorbei. Der Einkorn dabei immer fest im Blick. Wieder liegt ein langer Anstieg vor uns. Gleitschirmflieger kreisen über uns. Jetzt heißt es noch einmal Zähne zusammenbeißen und alle Kräfte mobilisieren. Der Bauch meldet sich inzwischen – wir haben Hunger. Auf der Zielgeraden werden auch die Schritte wieder schneller. „Gleich haben wir’s geschafft“, stellen wir zufrieden fest. Wir erklimmen den „Gipfel“, der uns in diesem Moment wie die Zugspitze vorkommt. Erschöpft aber glücklich lassen wir uns ins Gras fallen. Wie bestellt kämpfen sich jetzt auch die Sonnenstrahlen durch die Wolken hindurch. So ist das eben, wenn man in Hohenlohe wandern geht.

Zurück geht es an diesem Nachmittag für uns mit dem Auto, Verwandte holen uns ab. Zum nahegelegenen Bahnhof in Hessental hätten wir es vermutlich auch nicht mehr geschafft.

 

Lydia-Kathrin Hilpert/Anja Gladisch

Beste Jahreszeit
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Von A nach B aussichtsreich Einkehrmöglichkeit Bergbahnauf-/-abstieg
Startpunkt der Tour:

Schwäbisch Hall-Bibersfeld

Zielpunkt der Tour:

Einkorn

Parkmöglichkeit beim Friedhof in Bibersfeld



Weitere Tourendetails
Länge 14,1 km
Aufstieg 263 m
Abstieg 124 m
Dauer 3h 50´
Niedrigster Punkt 308 m
Höchster Punkt 504 m
Download:

Die Tour wird präsentiert von: Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus e.V.

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