Wenn Räuber 20 E-Bikes fordern

Mainhardter überzeugt: Tour de Hohenlohe war "tolle Werbung" für den Ort

Viele Radler wollen wieder kommen - das berichten jene, die an der Organisation der Tour de Hohenlohe beteiligt waren. Besonders, was die Räuber und die Vereine boten, hatte die Gäste erfreut.

 

Beate Philipp hatte nicht geahnt, wie gefährlich es sein würde, die Tour de Hohenlohe in den Mainhardter Wald zu bringen. Hunderte Radler - viele mit einem "neumodischen Montan-Bicke" - die Räuber vom Mainhardter Wald aufgescheucht. Dafür, dass sie die Tour organisierte, musste Philipp vom Hohenlohe und Schwäbisch Hall Tourismus bestraft werden, befand die Laienschauspielgruppe und führten sie gefesselt der Öffentlichkeit vor.

 

Trotz dieses "Zwischenfalls" ist Silke Rüdinger vom Hohenlohe und Schwäbisch Hall Tourismus zufrieden. Es seien nur 100 Radler weniger am Start gewesen als im vergangenen Jahr. "Wir sind selber überrascht. Trotz der Schwierigkeit der Tour haben viele gesagt, dass dies die schönste Tour gewesen sei." Und das, obwohl sechs Radler medizinisch behandelt werden mussten, weil sie in einen Hornissenschwarm gerauscht waren.

 

Unterwegs wurden die Radler unterhalten: Rund 200 von ihnen blieben am Käse-Buffet der Familie Bundschuh in Dürrnast hängen, an der Rot wurden sie von Räubern überfallen, am Wachtturm in Grab erläuterte der Limes-Cicerone Gerhard Krautter viele Details aus der römischen Geschichte und in Grab und Mainhardt spielten die jeweiligen Musikvereine. Selbst den Hohenloher Mundartdichter Karl Mündlein, der beim Radlerfest Erzählungen vortrug, inspirierte die Tour. Er müsse, meinte er am Rande, wohl doch noch etwas über die Tour de Hohenlohe dichten.

 

"Es war eine tolle Werbung für Mainhardt", schwärmt Hotelier Heinrich Schoch, der beim Römer-Buffet in Mönchsberg bewirtete und Radler beherbergte. "Wir haben das Haus voll gehabt." Einige Gäste hätten gesagt, dass sie gerne wieder nach Mainhardt kommen wollten. "Ich bin begeistert", sagt auch Bürgermeister Damian Komor. Egal, mit wem er sich unterhalten habe, die Radler hätten immer wieder betont: "Ihr habt es so schön hier."

 

Sie habe die "Mainhardter Foltermethoden" überlebt, berichtete Beate Philipp gestern. Die Räuber hatten die Delinquenten mit Theaterblut malträtiert, ihnen Schnaps und Schnupftabak verabreicht und ein ausgestopftes Reh küssen lassen. Die eigentlich Schuldigen hatte es nicht erwischt: Dem Bürgermeister Damian Komor und seinem Vorgänger Karl-Heinz Hedrich, der die Touren konzipierte, hatten die Räuber nicht habhaft werden können.

 

Die dafür herangezogenen Sündenböcke - darunter Doris Nothdurft, die sich im Rathaus um das Tourismus-Marketing kümmert - mussten schließlich schwören, nie mehr Radler in den Wald zu schicken und den Räubern für künftige Raubzüge 20 E-Bikes zur Verfügung zu stellen. Wie gestern aus Tourismus-Kreisen zu vernehmen war, seien die im Landkreis vorhandenen E-Bikes inzwischen in Sicherheit gebracht worden.
 

Karsten Dyba; Haller Tagblatt vom 15.09.2011