Schnaufen durch den Wald

1000 Radler packen bei Tour de Hohenlohe die Mainhardter Höhen

Oooooaaaah!" ruft es aus elf Kehlen. Luftballon-Girlanden hängen über der Straße, Durchalteparolen sind auf den Asphalt gekritzelt. In Maibach herrscht eine Stimmung, als sei die Tour de France im Dorf angekommen. Ganz so fühlen sich die knapp 1000 Radler, die sich am Samstag und Sonntag eine sportliche Tour über die Berge und durch die Täler des Schwäbisch-Fränkischen Waldes wagten. "Auf gehts, auf gehts", ruft Joachim. Die Familien Stutz, Schmid, Kolder und Haag feuern ihre Familienangehörigen an. Chris, Günther, Harald und Annika sollen durchhalten bis zum Schluss. Die erste Hürde folgt sogleich: In der vorangegangenen Nacht muss es derart geregnet haben, dass sich der Weg nach Dürrnast in eine Schlammpiste verwandelt hat. Die fünfte Tour de Hohenlohe ähnelt einen Moment lang einem MotoCross-Rennen.

570 Radler sind am Samstag am Start, noch einmal 370 radeln am Sonntag mit - bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen um 30 Grad. Es waren etwa 100 Teilnehmer weniger als beim letzten Mal, was wohl an der anspruchsvollen Tour gelegen haben mag, vermutet Silke Rüdinger vom Hohenlohe+Schwäbisch Hall Tourismus. "Wer sich drauf einlässt, weiß, was auf ihn zukommt", sagt Anna Jäger, die mit ihrem Mann Erwin aus Rückertshagen gekommen ist. "Die Tour ist schön", schwärmt sie bei der Mittagsrast in Michelfeld, "unterwegs hat uns ein Bauer sogar Zwetschgen angeboten". Die Radler seien begeistert von der Natur, berichtet Heinz Zeisberger von den Gnadentaler Genussradlern, die mit 75 Teilnehmer erneut die stärkste Gruppe stellen. Und Dieter Bock aus Braunsbach hat unterwegs seinen Höhepunkt eingebaut: "Ich bin vorhin in den Starkholzbacher See gesprungen".

Die Steigungen im Wald beim Gögelhof und bei Murrhärle lassen einige ziemlich schnaufen - deshalb kutschiert Landratsamts-Chauffeur Gerhard Schömenauer mit dem Rad-Taxi so manchen nach oben. Nicht so Irene und Rudolf Glaser aus Stuttgart. Wie 20 andere mieteten sie sich zwei E-Bikes vor Ort - das war bei dieser Tour der Renner.

"Wegezoll!" brüllen die Räuber vom Mainhardter Wald am Brückle über die Rot. Überfallen sie doch tatsächlich die abgekämpften Radler - schwupp, wird der Radrucksack nach Wertvollem durchsucht. Die Schnürsenkel sind weg, doch ein Schnaps macht das erträglicher. . .

Karsten Dyba; Haller Tagblatt vom 12.09.2011