Kran über Burgmauern gehievt

Für Radfahrer frei hieß es am vergangenen Freitagnachmittag in der Burgruine Leofels. Noch ist die Baustelle für Besucher gesperrt. Ausnahme: Teilnehmer der Tour de Hohenlohe durften in die Ruine.

Ein Fahrrad hatte aber noch niemand dabei. Die Organistaion "Hohohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus" hatte für den Auftakt der Tour de Hohenlohe am Freitag einen Bus gechartert. Fast 60 Teilnehmer der organisierten Wochenend-Radtour ließen sich das Kulturprogramm am Vorabend nicht entgehen. Maria Candido-Müller begrüßte alle, die das Erlebnispaket "Rustikaler Kunstgenuss" gebucht hatten, am Fuße der ehemaligen Stauferburg. Nur sie hatte den Schlüssel für den Bauzaun, der vermutlich noch bis Ende diesen Jahres den Zugang zur fast 1000 Jahre alten Stauferruine versperrt.

Warum das wichtigste Kulturdenkmal der Stadt Ilshofen - Start und Zielpunkt der diesjährigen Tour de Hohenlohe - seit zwei Jahren Großbaustelle ist, erklärte die Hobby-Burgführerin natürlich zuerst: "Es ist eine Sicherungsmaßnahme, sonst wäre die Ruine einsturzgefährdet." Die Zuhörer staunten über die Kosten der Sanierung: insgesamt 1,5 Millionen Euro. "Davon sind 1,1 Millionen Zuschüsse und kommen zum Teil aus Toto-Lotto-Mitteln", informierte Maria Candido-Müller, die bis zum Beginn ihres Ruhestandes in diesem Frühjahr bei der Stadtverwaltung Ilshofen gearbeitet hat.

Seit 1864 eine Ruine
"Wem war Leofels bisher noch kein Begriff?", fragte sie in die Runde und musste feststellen: Nur die wenigsten der auswärtigen Gäste hatten schon mal vom Ort und seiner Burgruine gehört. Beim Blick auf die wechselvolle Geschichte der Burg, die wohl im 13. Jahrhundert von einem Enkel Barbarossas als Pfalz erbaut wurde, strapazierte sie die Zuhörer nicht allzu sehr mit historischen Daten. "Der letzte unter den adligen Besitzern war der Fürst zu Hohenlohe Langenburg, der sie im Mai 1976 zum symbolischen Preis von einer D-Mark an die Kommune verkaufte." Die Gemeinde Ilshofen hätte die baufällige Burg, die erst 1864 zur Ruine demontiert wurde, 1977 vor dem Verfall gerettet "und aus dem Dornröschenschlaf erweckt".

Burgschauspiele, Konzerte, Kirche im Grünen und auch private Familienfeiern können seither in Leofels stattfinden. Jetzt ist allerdings bereits im zweiten Jahr die Ruine wegen der aufwendigen Restaurierungsarbeiten für den Publikumsverkehr gesperrt. Zwischen Baukran, Gerüsten und Stapeln von modernem Baumaterial war es schwierig, sich das mittelalterliche Burgleben vorzustellen.

Während die Besuchergruppe zur Werkstatt des Holzbildhauers Siegfried Luffler nach Gaugshausen fuhr, rief Maria Candido-Müller Bürgermeister Roland Wurmthaler an. "Der Baukran ist mit einem Autokran von der Seite links von der Brücke über die Burgmauern gehievt worden", ließ der Rathauschef den Interessierten ausrichten. Die Arbeiten an den brüchigen Muschelkalkmauern werden sicher noch bis Jahresende dauern. Wo die Handwerker bereits fertig sind, erstrahlt das Mauerwerk wie neu.

Claudia Kern-Kalinke; Haller Tagblatt vom 15.09.2015