Eine Runde für Grenzgänger

Die Tour de Hohenlohe folgt der Jagst von Franken nach Schwaben - Eine Testfahrt

Topfeben ist die Tour nicht, aber angenehm: Freizeitradler werden bei der Tour de Hohenlohe am Wochenende ihre Freude haben an Wald, Wiesen und Weihern - dies zeichnet die Gegend um Fichtenau aus.

Es ist düster im Wald. Da wundert es, dass auf dem Weg von der Bildkapelle hinauf nach Matzenbach ein Radfahrer nach dem anderen unterwegs ist. "Ja", sagt Helmut Stegmaier aus Krettenbach, "die Gegend ist beliebt bei Radlern". Der 72-Jährige, der jeden Montag mit der Fahrradgruppe des Fichtenauer Albvereins unterwegs ist, hat die Strecken der Tour de Hohenlohe konzipiert. "Ich versuchs immer, ohne große Steigungen auszukommen", berichtet Stegmaier über seine Planung, "aber das ist nicht immer so einfach." Am Samstag starten zwei Touren (82 und 54 Kilometer) in Matzenbach.

 

Zu Beginn werden die Radler erst einmal vom Wald verschlungen. Es geht hinunter ins Fischbachtal, über die obere Jagst und am Orrotsee vorbei in den Virngrund, den Ausläufer der Ellwanger Berge. Ganz so steil wie im vergangenen Jahr im Mainhardter Wald wirds aber diesmal nicht. Zwar gehts ein paar Meter hinauf nach Rosenberg. Man merkts aber kaum.

 

Fast unmerklich werden die Tour-Teilnehmer auch Grenzgänger. Schon zu Beginn überschreiten sie die Kreisgrenze und beim abgegangenen Weiler Keuerstadt die alte Sprachgrenze zwischen Schwaben und Franken. Die früheren Gebiete der Fürstpropstei Ellwangen sind katholisch, weshalb an der Strecke viele Bildstöcke zu sehen sind. Von Rosenberg aus führt die große Tour bis fast zum Hohenberg, dann aber hinab ins Tal der Blinden Rot.

 

Die Landschaft dort wechselt nun erstmals zwischen Wald, Wiesen und Weiher - bis Mainkling gibt es allein sechs solcher Gewässer. Der Ortsname Zollhof hinter Rosenberg zeigt an, dass die Sprach- und Reformationsgrenze erneut überschritten wird. In Mainkling werden wieder 500 Meter Höhe erreicht. Bei Banzenweiler und Oberspeltach werden Taubbach, Buchbach und Lanzenbach überquert. Große Felder ziehen vorbei, dann gehts wieder in ein großes Waldgebiet - in die Tour ist nämlich eine Schleife um den Burgberg eingebaut. Im dichten Wald könnte man sich glatt verfahren - doch keine Angst, die Touren sind ja ausgeschildert.

 

Bei Ingersheim wird die Jagst überquert. Nun folgt eine kleine "Tour de Jagst" bis ins einst ellwangische Stimpfach, wo die Sprachgrenze erneut überschritten wird. Die Landschaft bis zum Ziel in Matzenbach ist hügelig, teilweise bewaldet, fast schon geheimnisvoll. Und man ist schon fast im Nachbarland: Einige Fichtenauer Teilorte gehörten bis 1810 zu Bayern.

 

Fazit Die Strecke ist eine gemütliche Spaziertour - ideal für anspruchsvolle Freizeitradler. Dennoch ist sie abwechslungsreich. Die Strecke pendelt zwischen 410 Metern bei Ingersheim und 520 Metern bei Hohenberg. Gut: Es gibt diesmal eine zweite Getränkerast. Besonders schön: die vielen Weiher entlang der Strecke - darunter zwei Badeseen.


Karsten Dyba; Haller Tagblatt vom 04.09.2012