Die perfekte Steige für die Wunnensteiner

Erst Aufwärmgymnastik mit Sportlehrerin Anja Kinkel von der AOK; dann ein lauter Böllerschuss. Mit diesem gibt der Schützenverein Untermünkheim das Signal zum Start, und dann rollt ein bunter Lindwurm von Untermünkheim aus durchs Kochertal.


Erst Aufwärmgymnastik mit Sportlehrerin Anja Kinkel von der AOK; dann ein lauter Böllerschuss. Mit diesem gibt der Schützenverein Untermünkheim das Signal zum Start, und dann rollt ein bunter Lindwurm von Untermünkheim aus durchs Kochertal. Über 600 Radler machen sich bei der Tour de Hohenlohe auf zu einer Fahrt durch die schönsten Ecken des Landkreises und der Hohenloher Nachbarschaft. Die bunten Trikots verraten häufig, woher die Radler kommen: Radclub Komet Ludwigsburg steht darauf, oder Radsportverein Fellbach - oder auch TTC Gnadental.

Den weitesten Weg hat vermutlich Christof Rother hinter sich - der beinharte Einradfahrer aus Berlin zieht bei jeder Tour de Hohenlohe die Blicke auf sich. Im Kochertal kann er noch auf fast topfebener Strecke strampeln. "Bis 30 Kilometer gehts gut, dann fängt der Kampf an." Einradfahren sei doppelt so schwer wie normales Radeln, "aber deswegen mach ichs ja auch".

Schließlich rollen die Radler auf ihre erste Herausforderung zu: Die Mäusdorfer Steige. Dort streckt sich das Fahrerfeld. Die Sonne scheint noch nicht ganz so stark, trotzdem kommen die Radler ordentlich ins Schwitzen. Rother läuft mit seinem Einrad unterm Arm hinauf. Oben angekommen sagen die Radsportfreunde Wunnenstein aus Großbottwar frech: "Wir sind jetzt erst warmgefahren." Mit dabei: Pia und Willi Schick aus Karlsruhe, die schon zum siebten Mal die Tour de Hohenlohe fahren - und dank eines "Radvirus" auch viele andere Radveranstaltungen abklappern.

Davon träumt vielleicht auch der siebenjährige Simon. Vor dem Hof der Familie Rapp in Wolfsölden hat er einen Verkaufsstand aufgebaut, an dem er den Radlern Apfelsaft verkauft - selbst aufgelesen und gemostet, wie seine zehnjährige Schwester Johanna versichert. Mit dem Gewinn will sich Simon ein Rennrad zulegen. "Die Farbe", sagt er verlegen, "weiß ich noch nicht."

"Die Strecke ist schön, auf jeden Fall", sagt Tobias Maurer, und scherzt: "Aber ein bissle zu wenig Buckel für einen Mainhardter."

Als Räuber vom Mainhardter Wald hatte er vor zwei Jahren noch die Radler der Tour de Hohenlohe im Rottal überfallen - was denen sogar gut gefiel. Jetzt fährt das "Kirchhofwilhelmle" aus dem Theaterstück selber mit. Mit seinem Freund Armin Walter aus Ammertsweiler hat er sich sogar Rock-am-Hang-Trikots drucken lassen - als Werbung für das Konzert des Jugendclubs Old House in Bubenorbis.

Auf einem schattigen Bänkle bei Sulzdorf machen Karla Schwaderer aus Sulzdorf und Walter Rößler aus Hall eine Pause. Für ihn war die Steige von Oberscheffach nach Jagstrot "ziemlich anstrengend". Die Tour sei super, schwärmt Karla, die Strecke "gut ausgedacht".

Karsten Dyba; Haller Tagblatt vom 09.09.2013